Abstimmungen

Bei vielen Veranstaltungen wird über wichtige Punkte und Entscheidungen im Plenum abgestimmt. Das kann sowohl offen als auch geheim ablaufen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer hat hier die Chance, ihren oder seinen Standpunkt oder die Meinung kundzutun. Dafür ist es sehr wichtig, dass alle das Thema sowie den Ablauf der Abstimmung genau verstehen.

 

Die wichtigsten Punkte

  • Alle bekommen mit, wann abgestimmt wird.
  • Das Thema der Abstimmung wird sowohl von der Moderatorin beziehungsweise dem Moderator mehrmals wiederholt als auch auf den Präsentionsfolien angezeigt.
  • Die Moderatorin oder der Moderator lässt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern genug Zeit, sich über das Thema Gedanken zu machen.
  • Bei Formularen liegen Wahlschablonen für sehbehinderte Menschen bereit.

Welche weiteren Punkte zu beachten sind, ist in der detaillierten Checkliste nachzulesen.

 

Im Detail erklärt

Offene Abstimmungen

Vor der Abstimmung muss sichergestellt werden, dass alle den Kontext der Abstimmung und die Abstimmungsfrage exakt verstanden haben und es während der Abstimmung nicht zu Unklarheiten und Missverständnissen kommt. Deshalb ist es wichtig, bei der Formulierung der Frage ebenfalls das Mehr-Sinne-Prinzip zu berücksichtigen: Für die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird es hilfreich sein, wenn die Abstimmungsfrage nicht nur auditiv, sondern auch visuell übermittelt wird. Dafür kann die Frage zum Beispiel auf eine Präsentationsfolie geschrieben und gegebenenfalls bildhaft untermauert werden. In Rücksichtnahme auf seheingeschränkte Personen sollte die Frage klar und deutlich mehrmals, auch direkt vor der Abstimmung, wiederholt werden.

Vor der Abstimmung fragt die Moderatorin oder der Moderator, ob alle alles verstanden haben oder ob es noch Unklarheiten gibt. Außerdem sollte sichergestellt werden, dass alle die Möglichkeit haben, ihre Stimme abzugeben. So sollte zum Beispiel geprüft werden,  ob alle Stimmberechtigten über eine Stimmkarte verfügen. Danach sollte die für die Moderation verantwortliche Person genug Zeit einräumen, dass sich jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer kurz Gedanken dazu machen kann und die Möglichkeit hat, eine Frage zu stellen. Gebärdensprach- und Schriftdolmetscherinnen und -dolmetscher übersetzen mit einer kleinen Zeitverzögerung, die an dieser Stelle beachtet werden muss. Erst anschließend beginnt die eigentliche Abstimmung.

Bei Abstimmungen ist es besonders wichtig, dass jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer ohne Barrieren daran teilnehmen kann. Aus diesem Grund ist es hier empfehlenswert, auf ausschließliche oder technisch komplexe Lösungen wie zum Beispiel eine Abstimmung über das Smartphone, zu verzichten. Auch für die für die Veranstaltung verantwortlichen Personen ist der technische Aufwand meist zu hoch, wie zum Beispiel das Anbringen eines Knopfes zur Abstimmung an jedem Stuhl. Eine einfache Lösung für offene Abstimmungen stellen Stimmkarten dar, die entweder per Post oder am Eingang an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verteilt werden. Wenn das Abstimmverfahren vorsieht, dass nur die Zustimmung zu einem bestimmten Punkt kundgegeben werden soll („Wer ist dafür?”), reicht eine einfache Karte, die stabil und groß genug ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer oder ihre Begleitpersonen sie problemlos in der Hand halten und hochhalten können.

Sobald das Abstimmverfahren komplexer wird, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ja oder nein abstimmen sollen („Wer ist dafür, wer ist dagegen?”), werden entweder zwei Karten oder eine Karte mit unterschiedlicher Vorder-/Rückseite benötigt. Unter Berücksichtigung des Mehr-Sinne-Prinzips ist es dann notwendig, dass die beiden Seiten der Karte sowohl farblich als auch taktil erkannt werden können. Das kann zum Beispiel durch eine raue und eine glatte Oberfläche erreicht werden und muss bei der Formulierung der Abstimmung berücksichtigt werden.

Beispiel
“Wer für den neuen Paragraphen stimmt, hebt bitte die Stimmkarte mit der grünen, glatten Seite nach vorne. Wer gegen den neuen Paragraphen stimmt, zeigt bitte die rote, raue Seite nach vorne.”

Geheime Wahlen

Bei geheimen Wahlen gelten zum großen Teil dieselben Richtlinien wie bei offenen Abstimmungen. Hier ist eine Abstimmung über das Hochhalten einer Stimmkarte nicht möglich. Oft wird stattdessen ein Formular ausgeteilt, in dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Ankreuzen wählen. Die kleinen Kreuze stellen oft eine große Herausforderung für Menschen mit Zittern und Spastiken dar. Für Menschen mit Sehbehinderungen ist es unmöglich, ohne Hilfe abstimmen zu können. Für diesen Fall gibt es spezielle Wahlschablonen, die die gleiche Größe des Formulars haben und einfach darübergelegt werden. Auf ihnen ist der Text des Formulars in Braille-Schrift geschrieben und sie haben an der Stelle, wo das Kreuz gemacht werden soll, eine Aussparung.

Bei diesem Verfahren muss beachtet werden, dass die Schablone vor der Veranstaltung vorbereitet werden muss. Folglich dürfen sich die Wahlmöglichkeiten, zum Beispiel die Kandidateninnen- und Kandidatenaufstellung, während der Veranstaltung nicht verändern. Ansonsten ist es möglich, bereits in dem Formular und der Wahlvorlage Freitextfelder vorzusehen, die zum Beispiel nummeriert sind. Vor der Wahl muss klar angesagt und auch wiederholt werden, welche Nummer für welche Option steht.

Abstimmung von zu Hause

Wie in dem vorherigen Kapitel Aktive Teilnahme von zu Hause bereits erwähnt wurde, ist es manchen Menschen nicht möglich, vor Ort an der Veranstaltung teilzunehmen, und sie verfolgen die Veranstaltung stattdessen über einen Live Stream von zu Hause. Damit diese Personen auch an Abstimmungen teilnehmen können, können Online-Abstimmungstools verwendet werden. Diese bieten sich auch dann an, wenn vor Ort auf eine andere Art abgestimmt wird. Die Online-Stimmen werden live übertragen und können in die Auswertung einfach miteinbezogen werden. Bei geheimen Wahlen stellt dies dagegen keine Option dar, da hier das Wahlgeheimnis eingehalten werden muss. In diesem Fall bieten sich Briefwahlen an, die die Auswertung allerdings verzögern und kurzfristige Änderungen ausschließen. Wenn diese Möglichkeit besteht, muss dies den Teilnehmerinnen und Teilnehmern deutlich kommuniziert werden.

 

Neue Lösungswege

Die Verwendung technischer Hilfsmittel hängt stark von der Art der Abstimmung ab. Es ist zu betonen, dass stets die einfachste Lösung verwendet werden sollte.

Für eine einfache Abstimmung gibt es eine große Auswahl an Anwendungen, die sowohl im Browser als auch als App verwendet werden können. Die meisten sind kostenlos. Oft müssen sich die Anwenderinnen und Anwender jedoch registrieren, was bei Veranstaltungen meist unpraktisch und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch unerwünscht ist. Vorteil dieser Lösung ist, dass auch alle, die nicht vor Ort sein können, an der Abstimmung teilnehmen können.

 

 Linkliste
Weitere Informationen und eine Auswahl an Abstimmungs-Tools sind in der Linkliste in der Kategorie Abstimmungen zu finden.

 

Beispielunterlagen

Wie ein gelungener Stimmzettel aussehen kann, zeigt dieses Beispieldokument: