Vorträge

Vorträge sollen barrierefrei sein, sodass die Inhalte von Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen aufgenommen und verstanden werden können. Dies erfordert eine sorgfältige Vorarbeit und Aufbereitung des Vortrags. Diese Vorbereitung zahlt sich aus, indem weitere Zugänge zu den angebotenen Informationen geschaffen werden und ein größeres Publikum angesprochen werden kann. Beispielsweise können Personen mit Sprachproblemen oder verschiedenen Lernstilen die Informationen über mehrere Wege aufnehmen und dadurch besser für sich nutzen.

Die Informationen barrierefrei aufzubereiten hat weitere Vorteile. Exisitiert eine Aufnahme des Vortrags als Audio-Podcast, werden visuell dargebotene Inhalte sprachlich beschrieben. Somit können Menschen mit Sehbeeinträchtigung die Informationen aufnehmen und der Podcast lässt sich dann auch online veröffentlichen. Schriftdolmetscher bieten eine Echtzeitübersetzung von gesprochener Sprache zu Schrift. Diese Mitschrift kann nach Absprache als Grundlage für ein Transkript dienen. Die Transkripte können online gestellt werden und die Inhalte dadurch besser von Suchmaschinen gefunden werden.

 

Die wichtigsten Punkte

  • Die Vortragsunterlagen werden vor der Veranstaltung für die Dolmetscherinnen und Dolmetscher und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereit gestellt.
  • Es ist auf eine klare und reduzierte Darstellung zu achten. Das beinhaltet die Struktur, die Menge der dargestellten Inhalte, die Komplexität, der Umgang mit Grafiken und Bildern. Insgesamt ist das Mehr-Sinne Prinzip zu beachten.
  • Nach ungefähr 30 Minuten Vortrag sollte eine kurze Pause erfolgen.
  • Der Verzicht auf komplexe Satzstrukturen und unnötige Fremdwörter erleichtert allen das Verständnis.
  • Die Interaktion mit dem Publikum ist wichtig, da es nicht nur um ein Dabeisein, sondern um eine aktive Teilnahme geht.

Welche weiteren Punkte zu beachten sind, ist in der detaillierten Checkliste nachzulesen.

 

Im Detail erklärt

Vortragsvorbereitung

Vortragende sollten Materialien im Voraus an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung schicken und eng mit Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern, den Übersetzerinnen und Übersetzern und den Schriftdolmetscherinnen und Schriftdolmetschern zusammenarbeiten. Es ist sinnvoll diesen dienstleistenden Personen die benötigten Materialien ebenfalls im Voraus zu geben. Dazu gehören unter anderem die Erklärung von Namen, Abkürzungen und Fachwörtern. Dies geschieht bisher meist auf Anfrage, sollte jedoch grundsätzlich praktiziert werden, um einen reibungslosen und für alle angenehmen Ablauf der Veranstaltung zu gewährleisten.

Auch sollten Vortragende bereits vor der Veranstaltung die Gegebenheiten vor Ort im Hinblick auf eigene Bedürfnisse und die Vortragsinhalte prüfen. Wenn spezielle Ausstattung benötigt wird, sollte dies frühzeitig angemeldet werden.

Erstellung der Vortragsunterlagen

Schon bei der Erstellung der Vortragsnotizen sollte beachtet werden, dass auf die breiten Bedürfnisse des Publikums eingegangen werden muss.

Auch für geübte Rednerinnen und Redner sollten in den Vortragsnotizen Anmerkungen stehen, wie:

  • Sprechtempo anpassen
  • Sprechpausen einplanen für Gebärdensprach-/ Schriftdolmetscherinnen und -dolmetscher
  • Ausformulierung von Bildbeschreibungen
  • Ausformulierungen in einfacher Sprache

Werden Audio- oder Videoinhalte gezeigt, müssen diese übersetzt werden. Das heißt, es muss eine Untertitelung, Audiodeskription (nur bei Videos) und eine Gebärdensprachübersetzung gegeben sein oder live möglich sein. Sind die Vortragsunterlagen für das Verständnis wichtig, sind diese in großer Schrift, mindestens in 14 Punkt, anzufertigen. Kurze Texte sind, wenn möglich, auch als Braille vorzubereiten. Die ausgegebenen Unterlagen sollen ein barrierefreies Format aufweisen und in verschiedenen Formaten ausgegeben werden. Das bedeutet, sie liegen in Papierform als auch in elektronischer Form vor. Dabei ist zu beachten, dass die Dateien von Screenreadern ausgelesen werden können.

 

Erstellung von Präsentationen

In der Kurzübersicht wurde bereits ein Beispiel für eine mögliche Darstellung einer Präsentation gegeben. Eines der wichtigsten Dinge bei der Erstellung ist die Beschränkung auf das Wesentliche. Zu beachten ist das bereits bei der Darstellung. Auf einer Folie sollten nur Inhalte dargestellt werden, die wirklich nötig sind. Zu viele Inhalte können aus der Entfernung nicht mehr wahrgenommen werden. Es können Handouts in Papier oder elektronischer Form genutzt werden, die an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgeben werden. Dazu kann ein kurzer Link zu dem Dokument bereitgestellt werden. All das gehört zu einem Vortrag dazu und muss deshalb mit in die Vortragszeit eingerechnet werden. Der Vortrag ist dementsprechend zu strukturieren

 Aufbereitung von Inhalten
Ausführliche Informationen zu den unterschiedlichen Inhalten und Formaten der Materialien befinden sich im Kapitel Aufbereitung von Inhalten.

Während des Vortrags

Während des Vortrags zahlt sich die geleistete Vorarbeit aus. Die Vortragsnotizen erinnern daran, die Sprechgeschwindigkeit einzuhalten und an Sprechpausen für die Übersetzung sowie das Verständnis zu denken. Durch das vorherige Formulieren der Inhalte in Leichter Sprache und Ausformulierung von Bildbeschreibungen müssen die Inhalte währenddessen bereits reflektiert werden und das Verständnis für das Publikum wird dabei bereits verbessert. Alle Inhalte, die auf einer Folie zu sehen sind, müssen vorgelesen oder erklärt werden und in den mündlichen Vortrag mit einfließen. Alle Audioinformationen müssen über das Soundsystem übertragen werden. Daher sollte stets ein Mikrofon verwendet werden. Ein Headset bietet sich an, da dabei nicht vergessen werden kann, es beim Sprechen zu nutzen. Die Sprecherin oder der Sprecher und vor allen Dingen die Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher müssen gut zu sehen sein.

Interaktion mit dem Publikum

Bei Vorträgen befindet sich das Publikum meist in einer passiven Rolle und die Interaktion mit der Referentin oder dem Referenten ist schwierig, da Handmeldungen oft in der Masse untergehen. Um diese Interaktion zu vereinfachen beziehungsweise überhaupt erst zu ermöglichen, kann ein Konferenz-Tool genutzt werden. Dieses stellt eine Möglichkeit dar, die es erlaubt, während der Präsentation Fragen zu stellen, auf die die Vortragenden direkt eingehen können. Da diese Interaktion auch ablenkend auf die Referentin oder den Referenten wirken kann, ist es sinnvoll, eine moderierende Person bereitzustellen, die die eingehenden Fragen entgegennimmt, den Chat moderiert und ausgewählte Fragen an die Vortragenden übermittelt. Die Fragen werden per Smartphone oder Tablet in das Tool eingetippt, wodurch auch Menschen, die nur undeutlich oder überhaupt nicht sprechen können die Möglichkeit haben, sich aktiv an der Veranstaltung zu beteiligen.

Zur Interaktion während eines Vortrages zählt auch, an Punkten, die man nicht verstanden hat, nachzufragen. Da dies manchen Teilnehmerinnen und Teilnehmern jedoch oft unangenehm oder peinlich ist, gilt es, diese Hemmschwelle zu reduzieren, indem direkt zu Beginn der Veranstaltung beziehungsweise des Vortrags ein Zeichen ausgemacht wird, das in diesem Fall signalisiert werden kann. Das kann ebenfalls über ein Konferenz-Tool oder auch ganz simpel über rote Karten geschehen, die vor dem Vortrag an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verteilt werden. Dadurch sieht die vortragende Person, dass sie an dieser Stelle etwas weiter ausholen muss oder langsamer sprechen sollte und befreit die betroffenen Zuhörerinnen und Zuhörer davon, den Vortrag unterbrechen zu müssen. Dies stellt insbesondere für Menschen mit Lernschwierigkeiten, die auf Leichte Sprache angewiesen sind, einen großen Vorteil dar.

 

Neue Lösungswege

Für die aktive Teilnahme an Vorträgen können verschiedene technische Hilfsmittel genutzt werden. In diesem Kontext sind die bereits angesprochenen Konferenz- und Präsentations-Tools zu nennen. Dadurch kann eine aktive Teilnahme erreicht werden. Interessante Möglichkeiten sind die Nutzung von Smartphone und Tablet. Es gibt verschiedene Apps oder Webanwendungen, mit denen interaktive Vorträge sowie die Teilnahme von zu Hause möglich gemacht werden können.

Zur Nutzung der Programme sollte ein Hotspot für den drahtlosen Zugang zum Internet eingerichtet werden, der von allen gut und einfach verwendet werden kann.

 

 Linkliste
Weitere Informationen zu den Interaktionsmöglichkeiten sowie Verweise zu einigen nützlichen Anwendungen sind in der Linkliste in der Kategorie Interaktion mit dem Publikum zu finden.

 

Beispielunterlagen

Wie eine barrierefreie Präsentation aussehen kann, ist an diesem Beispiel-Template für eine barrierefreie Präsentation zu sehen.